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zweieinhalbmal weiter von uns weg als die Ansicht "Mainz 1880". An rauchende Schlote, die wandern können, wie die
Sogar viel mehr, als man vielleicht erwarten würde.
Eines der damaligen Binnenschiffe ist genau hier unten in der Mainmündung. Es ist gerade unterwegs, es wird getreidelt, es wird von den Pferden, die man an Land sieht, gezogen. Aus der Nähe sieht dieses Schiff so aus: (ansehen). Die Bugform dieses Schiffes erinnert stark an die Mainschelche, die auf der Ansicht Mainz 1880 gerade talfahrend in der Mainmündung stehen (auch ansehen).
Der Schiffstyp, zu dem dieses Schiff zählt, wird Oberländer genannt. Man liest auch Schelch, Mainschelch oder Mainzer Lade als Bezeichnung. Es heißt, der Name Oberländer wäre daher gekommen, weil diese Schiffe aus dem Oberland kamen. Sicher sind manche aus dem Oberland, für die Menschen im Oberland wird der Name dadurch aber noch nicht plausibel. P. J. V. M. Sopers (?) vermutet einen anderen Grund für den Namen Oberländer. Er meint, die Bezeichnung hat mit der Bauweise zu tun. Die Oberländer oder Schelche wurden nämlich in Klinkerbauweise gebaut. Bei der Klinkerbauweise stoßen die Planken nicht fluchtend an die Nachbarplanke, sondern sie liegen dachziegelartig auf ihrer Nachbarplanke. Bei dieser Bauweise wird immer eine Planke überlappend auf der nächsten Planke befestigt. Man sagte dazu auch, die Planken sind nicht auf Spanten aufgezogen, sondern "über Land gebaut". . . . .. Ein Klick auf den Text bringt den nächsten Text.
wo sie sich überlappen, kann man die Planken einfach untereinander verbinden, z. B. mit einem Nagel, der durch beide Planken durchgeht und dann umgeschlagen wird. Das Ergebnis dieser Technik ist auf jeden Fall eine sehr stabile Aussenhaut, sogar mit ziemlich dichten Nähten. Die Wikinger wußten das auch. Ihre Schiffe waren alle in Klinkerbauweise gebaut. Mehr
Der Schiffszug aus Treidelpferden und Treidelschiff mit Beibooten kommt von rechts, er kommt den Rhein herauf. Vielleicht ist er von Köln gekommen. Köln hatte zwar Stapelrecht, das heißt "alles ausladen", aber abgesehen davon, technisch gesehen konnte er auch noch von weiter her kommen.
An der Mainmündung verläuft der Leinpfad für die Pferde auf dem linken Mainufer, nicht auf dem Ufer, auf dem der Zug gerade gekommen ist. Die Treidelleine muß also vor Kurzem irgendwie zum anderen Ufer geschafft worden sein. Man hat dazu ein Beiboot wie eine Gierfähre mit den Strömungsdruck zum anderen Ufer "gespreizt". Das Boot wurde dazu an langer Leine in einen leichten Anstellwinkel gegen die Strömung gestellt. Der Strömungsdruck versetzt dann das Boot seitlich, es "giert". "Sprengen" hat man auch dazu gesagt, am Neckar hieß das Beiboot "Sprengnachen". Wenn das Boot, und vor allem die Leine, drüben angekommen war, mußten als nächstes die Pferde in ein Boot verfrachtet werden und ebenfalls übergesetzt werden. Erst danach konnte der Zug auf der anderen Seite wieder weitergehen. Beiboote und Nachen verschiedener Größe haben deshalb in der Treidelschifffahrt immer eine zentrale Rolle gespielt.
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(3) Die Treidelleine war gut 100 bis 150m lang
(?). Je länger, je besser, der Schrägzug ist dann geringer. Natürlich hängt die Leine dann durch, schleift und könnte hängen bleiben. Auf dem Bild unterstützt deshalb ein flachgehendes Beiboot die Leine in der Mitte.
Das Bild zeigt auch, daß die Treidelleine dann auf dem Schiff über eine Rolle umgelenkt wurde, über einen Block. Dieser Block war selbst mit einer langen Leine, mit einem "Fall", oben über die Mastspitze aufgehängt. In der Mastspitze war eine Umlenkrolle, das "Fall" lief von dort wieder zum Deck nach unten. Mit dem Fall konnte man einstellen, wie hoch der Block hängen soll. Morgens mußte man den Block ganz herunterlassen und die Treidelleine durch ihn durchfädeln. War die Treidelleine durchgefädelt, lief sie vom Block nach unten zu einem Poller vorne an Deck. Teilweise wurde sie auch über eine weitere Umlenkung nach hinten zum Steuermann geführt. Er kann dann jederzeit die Treidellänge einstellen. Vor allem kann er die Treidelleine schnell ganz vom Schiff lösen. Block und Umlenkung mußten immer leicht rollen und gangbar sein.
Die Leinen waren aus Hanf. Leinen waren generell etwas sehr Kostbares. In diesem Fall ging es darum, sie auch nach Möglichkeit aus dem Wasser zu halten. Abends mußte man sie gut versorgen, sonst fangen sie an zu rotten und reissen. Feuchte Hanfleinen rotten äusserlich unsichtbar von innen heraus. Die Leinen wurden jeden Abend kontrolliert und ausgebessert. Zum Flicken durfte man nicht den normalen "Kurzspleiss" nehmen. Ein Spleiss würde im Notfall mit seiner Verdickung im Block hängen bleiben. Man hat zur Reparatur daher jeweils einzelne neue "Kardeele" einlegen müssen, das sind die einzelnen langen Stränge, aus denen eine Leine insgesamt zusammengedreht ist. . . . . ...
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Mainzer Panorama 1636
Zur Bedeutung des Wortes Oberländer
(B 42, S.118) Schepen die verdwijnen Sopers, P. J. V. M.,
Bewerkt door H. C. A. van Kampen,
HOLLANDIA Uitgevereij Haarlem 2000 27cm 162 S. zahlr. Zeichn. Nachdruck, vierte Auflage. ISBN 90 6410 300 3 Gewebe. Die Originalausgabe dieses Buches erschien 1947.
Länge der Treidelleine und viele andere Einzelheiten zum Treideln aus:
(B 50, S. 164) Eberbach am Neckar 650 Jahre Schiffahrt. Heinrich Walz – Kurt Werner. Schifferverein Eberbach e.V. 1351.
Gasthaus "Zum Schiff" und viele andere Einzelheiten zum Treideln aus:
(B 50, S. 164) Eberbach am Neckar 650 Jahre Schiffahrt. Heinrich Walz – Kurt Werner. Schifferverein Eberbach e.V. 1351.
Die sind gerade dabei, zwischen Kastel und Gustavsburg durch eine Schiffsbrücke zu fahren. Das war 1632. 1636 war diese Schiffsbrücke schon wieder abgebaut.
Das ist 250 Jahre später. Wir sehen jeweils nur das Heck der Schiffe, die auffällige dreieckige Bauweise ist noch ausgeprägt. Im täglichen Einsatz über 250 Jahre muß sich diese Bauweise doch sehr gut bewärt haben.
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(4) Durch diese Führung der Treidelleine auf dem Schiff entsteht am Schiff eine Waage zur Einleitung der Zugkraft. Das eine Bein der Waage geht zur Mastspitze, das andere Bein geht zum Poller unten an Deck
(ansehen). Diese beiden Beine der Waage übertragen den Zug der Pferde aufs Schiff. Die Krafteinleitung durfte nicht zu weit vorne liegen und auch nicht zu weit hinten. Eine Einleitung zu weit vorne macht das Schiff unsteuerbar, es wird immer zum Land gezogen, eine Einleitung zu weit hinten macht den seitlichen Schrägzug für die Pferde zu stark.
So wie die Anordnung der Krafteinleitung in das Schiff ein Kompromiss war, war auch unterwegs der Kurs des Steuermanns immer ein Kompromiss. Der Steuermann mußte immer ein Optimum suchen zwischen einerseits leichter, schneller Fahrt in Richtung des Pferdezugs und andererseits schrägem Zug im Winkel zu den Pferden. Im flachen Wasser nah am Ufer hatte er leichte schnelle Fahrt in Richtung der Treidelleine, im tiefen Fahrwasser hatte er sicherem Abstand zu den Gründen für das geladene Schiff aber langsame Fahrt mit schrägem Zug. Wenn die Krafteinleitungspunkt gut abgestimmt war, war das Abhalten des Schiffes vom Ufer gegen den schrägen Leinenzug für den Steuermann nicht weiter schwer. Die Pferde bekamen dann aber unter Umständen ganz enorme Kräfte zu spüren. Die Halfreiter an Land mit ihren Pferden waren dem Kurs des Steuermanns hilflos ausgeliefert und hatten deshalb über den gewählten Kompromiss nicht immer die diesselbe Meinung wie der Steuermann selber. Sie konnten sich über solche Dinge allerdings nur über den Treidelabstand von 100 bis 150m verständlich machen, d. h. nur mit lauter und mit weit hallender Stimme. Das hat den Halfreitern überall den Ruf als "rohes Volk" eingebracht. In Wirklichkeit waren sie vielleicht nur unter Streß
(ansehen). . . . . ...
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(5) Für die Verpflegung der Halfreiter waren die Schiffer zuständig. Auch den Hafer für die Pferde mußten sie liefern. Der Schmelzer, der Schiffsjunge, hat für beide, Schiffer und Halfreiter gekocht. Normalerweise war das Eintopf. Es konnte dabei vorkommen, daß ein Halfreiter nur das Fleisch gegessen hat aus dem Eintopf des Schmelzers: "Des anner kannscht de Sau gewwe!" Auch abends in die Herberge oder in das Gasthaus mußte der Schmelzer den Halfreitern das Essen bringen.
Als Halfreiter mußte man das Fahrwasser genausogut kennen, wie die Schiffer. Die Schiffszüge sind gerne in Gruppen von zwei bis vier Zügen abgefahren, dann konnte man sich an kritischen Stellen solange gegenseitig Vorspannpferde ausleihen, bis auch der Letzte der Gruppe die Stelle überwunden hatte. Die Herbergen und Gasthäuser unterwegs waren natürlich auch wichtig. Dort konnten die Halfreiter übernachten und dort wurden die Pferde untergestellt. Dort konnte man ohne den 100m Treidelabstand die Erfahrungen des Tages auswerten und den nächsten Abschnitt besprechen. Natürlich war den Halfreitern klar, dass ohne sie nichts ging. Um besseren Lohn durchzusetzen haben sie deshalb auch schon mal den Schiffer einen Tag warten lassen bevor sie auftauchten. Ab 1863 gab es am Neckar dann einen Vertrag zwischen beiden Zünften, Halfreitern und Schiffern, mit festgelegten Tarifen.
Am Neckar kann man noch sehen, wie die Schiffszieher und die Halfreiter sich ihren Heimweg abgekürzt haben. Mitten im
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Panoramabild Mainz 1636 und Bild vom Oberländer aus der Nähe, aus:
(B 53) Wenzel Hollar 1607 - 1677 Reisebilder vom Rhein, Städte u. Burgen
am Mittelrhein in Zeichn. u. Radierungen, Hrsg.: Berthold Roland. Katalogtexte
u. Red.: Ralph Melville ... Mainz : Landesmuseum, 1986 - 159 S. : zahlr. Ill.
(z.T. farb.) ; 22 x 30 cm + Beil. (1 Bl.) kart. (Pr. nicht mitget.) IDN: 880360259
(e. Ausstellung zum 40jährigen Bestehen d. Landes Rheinland-Pfalz ; Landesmuseum
Mainz, 16. November 1986 - 6. Januar 1987)
Zur Bedeutung des Wortes Oberländer
(B 42, S.118) Schepen die verdwijnen Sopers, P. J. V. M.,
Bewerkt door H. C. A. van Kampen,
HOLLANDIA Uitgevereij Haarlem 2000 27cm 162 S. zahlr. Zeichn. Nachdruck, vierte Auflage. ISBN 90 6410 300 3 Gewebe. Die Originalausgabe dieses Buches erschien 1947.
Bild Ausschnitt aus Mainz 1880 aus
(B 00) Der Rhein, Aquarelle von C.P.C. Köhler mit Schilderungen und
Sagen, ausgewählt von Dräxler - Manfred C.P.C. Köhler C. KÖHLER'S Verlag
Darmstadt. Ohne Jahresangabe.
Länge der Treidelleine, Zeitungsauschnitt "Bitte", Gasthaus "Zum Schiff" und viele andere Einzelheiten zum Treideln aus:
(B 50, S. 164) Eberbach am Neckar 650 Jahre Schiffahrt. Heinrich Walz – Kurt Werner. Schifferverein Eberbach e.V. 1351.
Bild Treideln vor Oberwesel aus:
(B11) Eine Zeitreise durch Oberwesel Historischer Stadtführer Anton Ph. Schwarz Hrsg. Bauverein Historische Stadt Oberwesel. Ó 2000. 115 S. zahlr. farb. Abb und Karten.
Das Bild ist ein Ausschnitt aus der Ansicht von Oberwesel von G. Braun & F. Hogenberg aus Civitates orbis terrarum, Vol. I 1572, Vol. II 1575.
Genau dort in der Mitte gibt es tatsächlich ein Gasthaus "Zum Schiff"
(?). Der Ort heißt Neidenstein. Früher die Schiffszieher, die selbst gezogen haben und später dann die Halfreiter oder Schiffsreiter mit ihren Pferden, die kamen aus der Rheinebene, aus Dörfern zwischen Mannheim und Heidelberg. Endstation der Schiffszüge war Heilbronn. Die Abkürzung von dort zurück nach Hause führt über Neidenstein.
Der Block, durch den die Treidelleine laufen soll, ist hier zwar genau andersrum gezeichnet, richtig müßte er nach unten hängen. Trotzdem sieht man aber deutlich, wie sich eine Waage bildet, um die Treidelkraft einzuleiten.
Stadtansichten wie diese sind immer wieder von Vorlagen abgezeichnet und übertragen worden bis sie gedruckt wurden. Manchmal sind auch die Vorlagen selbst schon von anderen Kollegen übernommen. Dabei schleichen sich natürlich auch Fehler ein. Hier handelt es sich um den Ausschnitt aus einer Stadtansicht von Oberwesel in einem Bestseller von damals: Städteansichten von Braun und Hogenberg 1572, bzw. 1575.
Wenn die Anker zu schnell festkommen, zu schnell halten anstatt sich langsam einzugraben und ein Stück zu pflügen, dann kann auch die stärkste Ankerleine und die stärkste Ankerkette brechen. Das ist offensichtlich hier passiert. Gerade auf felsigem Grund kann das vorkommen. Die Kette muß die ganze Bewegungsenergie des voll geladenen Schiffes dann in einem viel zu kurzen Ruck bremsen. Das kann schiefgehen, eine langsamere Krafteinleitung ist in jedem Fall besser.